Freitag, 2. September 2011

Reisen mit Rollstuhl: Es gibt noch zahlreiche Hürden

Dieser Tage habe ich im Internet ein Interview und in weiterer Folge einen Artikel gefunden, an dem ich mitgewirkt habe:

Reisen mit Rollstuhl: Es gibt noch zahlreiche Hürden

01.05.2007 | 18:33 | CLAUDIA LAGLER (Die Presse)

Mit barrierefreien Angeboten könnten Österreichs Touristiker rund 580.000 zusätzliche Gäste ansprechen.
SALZBURG. Spontane Reisen kommen für die Wienerin Karin Götzinger nicht in Frage. Wenn sie den Zug benützen will, muss sie sich drei Tage vorher bei den ÖBB anmelden. Nur so ist sichergestellt, dass am Bahnhof jemand auf die Frau im Rollstuhl wartet, um ihr in den Zug zu helfen. Die Plattform für Rollstühle an der Tür anzubringen und die Frau mit ihrer Mobilitätshilfe hochzuhieven, braucht Zeit.

„Bei Zügen mit nur zwei Minuten Aufenthalt im Bahnhof wird das sehr, sehr eng“, erzählt Götzinger im Gespräch mit der „Presse“ über die kleinen Herausforderungen, die sie beim Reisen meistern muss. Barrierefreiheit ist im Alltag oft mit vielen Hürden verbunden.

Duschkopf hängt zu hoch

Götzinger war kürzlich bei einer Tagung zum Thema „Barrierefreier Tourismus“ in Salzburg. Die Anreise per Bahn war kein Problem, die Hilfe beim Ein- und Aussteigen klappte, sie konnte ein Taxi ins Hotel nehmen. Am Code vor dem Eingang wäre sie aber fast gescheitert: „Ich habe nur mit Mühe die Tastatur erreicht, sie war zu hoch angebracht.“ Auch im rollstuhlgerechten Zimmer stieß sie auf eine unerwartete Herausforderung. Der Duschkopf im Bad war so weit oben angeschraubt, dass sie ihn nicht erwischen konnte. Dass Kleiderhaken bei Garderoben und in Schränken zu hoch hängen, weiß sie mittlerweile aus leidvoller Erfahrung. „Die Infrastruktur für barrierefreies Reisen passt weitgehend, doch die Tücken liegen oft im Detail“, erzählt die Frau.

Behinderte bleiben länger

Was sie und Menschen mit Behinderungen vor allem bräuchten, wäre bessere Information. „Ich wünsche mir, dass ein Stadt- oder Hotelführer immer auch angibt, ob eine Unterkunft, ein Kaffeehaus oder ein Museum für den Rollstuhl geeignet ist oder nicht.“ Sonst wird eine unerwartete Stufe zum unüberwindbaren Hindernis.

„Rund 40 Prozent der Menschen mit Behinderung haben schon einmal auf einen Urlaub verzichtet, weil barrierefreie Angebote oder Dienstleistungen fehlten“, weiß Peter Neumann. Der deutsche Berater hat Studien zu barrierefreiem Tourismus gemacht. Das Potenzial sei enorm. Behinderte Menschen bleiben länger an ihrem Urlaubsort und geben deutlich mehr Geld aus als andere Reisende, so der Experte: „Die Hälfte der Befragten würde häufiger verreisen, wenn es zusätzliche barrierefreie Angebote gäbe.“

Neumann geht für Deutschland von einem möglichen zusätzlichen Umsatz von fünf Milliarden Euro aus. In Österreich hat eine Studie ein Marktpotenzial von 580.000 Urlaubern errechnet – Tendenz steigend. Umfragen haben ergeben, dass die von vielen Touristikern bisher vernachlässigte Zielgruppe vor allem Natur, Kultur, Gesundheitsangebote und Erholung sucht.

Es fehlt an Initiativen

„Österreich muss eigentlich frohlocken, weil es ein maßgeschneidertes Angebot hat“, sagt Neumann. Noch fehle es aber an starken Initiativen. Den Touristikern rät er, sich mit Voraussetzungen für barrierefreie Angebote auseinanderzusetzen. Es gehe weniger um große Umbaumaßnahmen als um eine Sensibilisierung für das Thema und um Schulung des Personals, denn „was nützt ein rollstuhlgerechtes Restaurant, wenn der betroffene Gast vom Kellner übersehen wird?“

Empfehlenswerte Broschüre "Tourismus für alle"
http://www.bmwfj.gv.at/Tourismus/Veranstaltungen/Documents/Tourismus%20f%C3%BCr%20Alle_Barrierefrei.pdf

Reisebüro, das sich speziell auf die Bedürfnisse behinderter Menschen eingestellt hat:
http://www.mare-nostrum.de/

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