Sonntag, 9. September 2012

Das Geld für Gesundheit wird ineffizient eingesetzt

Diesen Satz lese ich dieser Tage in einer österreichischen Tageszeitung und kann der Meinung nur zustimmen.  Wenn ich an meine Odysee mit meinem Decubitus denke, den ich aufgrund einer falschen Lagerung meines Beinbruchs bekommen habe.

Zeitgleich mit dem Beinbruch war mein ROHO-Kissen aufgrund von Altersschwäche kaputt geworden. Nach 10 Jahren Dauerbenützung darf das Material schon einmal altersschwach werden - oder?

WGKK
Für mein kaputt gegangenes Sitzkissen holte ich mir vom Arzt eine Verordnung, ging zur Krankenkasse und dort meinte man mein Infopoint lapidar: "Abgelehnt - das Kissen ist nicht mehr auf der Hilfsmittelliste aufgelistet". Super! Ein Kissen, daß das non plus ultra für Querschnittgelähmte ist, ist nicht mehr als Hilfsmittel gelistet? Ich wollte zum Chefarzt, um ihn meine Situation zu erklären. Dies wurde mir verwehrt. Statt dessen erhielt ich die Verordnung abgestempelt zurück mit dem Vermerk ABGELEHNT. Übrigens - so ein Kissen kostet 500,- Euro.

Hausarzt
In der Hoffnung, mein Hausarzt könnte mir bei der Decubitusversorgung helfen, war eine Fehlannahme. Er schickte mich ins Spital. Im Spital lehnte man es ab, mich stationär aufzunehmen. Dazu wäre mein Decubitus zu klein, war der Grund für die Ablehnung. Statt dessen mußte ich jeden zweiten Tag zum Verbandswechsel. Was zur Folge hatte, daß ich an diesen Tagen immer zu spät zur Arbeit kam und ich statt einem Decubitus auf einmal an drei Stellen offen war.

Stolzalpe
Nach einem halben Jahr war mir diese Vorgehensweise zu gefährlich. Vor allem, die offenen Stellen gingen nicht zu! So versuchte ich ins RZ Weißer Hof zu kommen, die mir schon einmal erfolgreich geholfen hatten, meinen Decubitus zu sanieren. Doch die Krankenkasse lehnte ab.

So wurde mir über einen Insidertip in der Behindertenszene die Stolzalpe empfohlen. Dort bekam ich innerhalb einer Woche ein Bett. Man kümmerte sich vorbildlich um meine Wunde. Allerdings kam der Wehrmutstropfen nach 5 Tagen. Ein Bett darf nur maximal 10 Tage von einer Person belegt sein. Wer sich ein wenig mit der Decubitusbehandlung auskennt weiß, daß ein Decubitus nicht in 10 Tagen zugeht. Es nutzte nichts, ich wurde entlassen.

Mobile Krankenschwester
Das Spital sucht mir eine mobile Krankenschwester, die mich jeden zweiten Tag daheim verbinden sollte. Schon bei der Abklärung, wann sie vorbekommen wird, gab es bei mir ein Aha-Erlebnis. Die Schwestern kommen im Laufe des Tages und nicht zu einem festgesetzten Zeitpunkt. Das bedeutet, ich mußte mich krankschreiben lassen. Der Krankenstand dauerte ein halbes Jahr. Zusätzlich waren immer wieder Untersuchungen mit einem Krankentransport notwendig.

Dieser Situation war für mich mit der Zeit unerträglich. Nicht nur, daß der Decubitus nicht zuging sondern noch schlechter wurde, mußte ich nach zwei Monaten Behandlung durch die Mobile Krankenschwester auch noch deren Einsatz zahlen und alle Verbandsmaterialien.

In der Zwischenzeit versuchte ich noch zweimal eine Überweisung ins RZ Weißer Hof zu erwirken. Vergeblich! Die Wiener Gebietskrankenkasse lehnte ab, ebenso die Pensionsversicherung. Was dabei das ärgerliche ist: beide Stellen fanden es nicht wert, mich zu untersuchen, sondern entschieden vom Schreibtisch aus.

Neues Spital
Ich wechselte von der Mobilen Krankenschwester in ein neues Spital. Wieder hatte ich den Eindruck, daß man mit einem Decubitus überfordert ist. Eine Einweisung kam auch diesmal für die dortigen Ärzte nicht in Frage, ein Bett könne für einen Decubitus-Patienten nicht verwendet werden.

Nach weiteren eineinhalb Jahren Behandlung, mit jeweils drei Mal pro Woche Verbandwechsel ist der Decubitus endlich verheilt.

Mein Schluß daraus
Hätte man mir gleich das ROHO-Kissen gegeben, hätte die Decubitusbehandlung nicht so lange gedauert und
hätte man mir eine Einweisung in den Weißen Hof gewährt, wäre ich nach maximal zwei Monaten als geheilt entlassen gewesen und nicht erst nach drei Jahren.

So hat mich die Behandlung nicht nur Zeit und Nerven gekostet, sondern der Krankenkasse jede Menge Geld! So kann man auch Geld sparen - nämlich an der falschen Stelle!

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